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 Zurück ins Leben

Mein Weg zurück begann am 23.12 1993, als mir meine Frauenärztin sagte,

 dass ich wieder schwanger sei.

Bis hierhin hatte ich eigentlich keinen Sinn mehr in meinem Leben gesehen.

Ich dachte mir, was soll das alles noch bringen, kann ich noch mehr ertragen und was soll das Leben für mich noch Schönes bieten können.

Ich wollte von dem Tag an, an dem mein Kind starb auch nicht mehr leben. ich wollte nur  zu meinem geliebten Kind, Ihr ins Grab folgen, bei Ihr sein.

In meine Wohnung würde ich nie wieder einen Fuss setzen, ich konnte einfach nicht , alles würde mich an sie erinnern, im Wohnzimmer das Spielzeug, im Schlafzimmer das Bettchen, in der Küche die Fläschchen, und im Bad die Babykosmetikartikel. Nein, ich konnte wirklich nicht zurück, ich wusste nicht was aus mir weden sollte, es war mir auch egal.

Im Sommer kam ich ins Krankenhaus, ich hatte Zysten in der Gebärmutter und für eine gewöhnliche Bauchspiegelung lag ich drei Stunden in Narkose, ich war dreimal kollabiert und hatte auch in der Folgezeit keinen Grund mich aufzurappeln. Meine Wunden heilten nicht, so bekam ich schliesslich Kortison, und meine Ärztin nahm sich immer  Zeit noch ein wenig bei mir zu sitzen um zuzuhören.

Nach neun Tagen konnte ich schliesslich entlassen werden.

Auf meiner alten Arbeitsstelle konnte ich wieder  anfangen, mein Chef wollte mich auch aufpäppeln, mit meinen 38 Kilo konnte ich keine Leistung bringen, so fütterte man mich hier mit Haferschleim und anderen nahrhaften Dingen.

Mein Hausarzt überwies mich schliesslich zum örtlichen Psyschiater, der  aber hörte sich lediglich fünf Minuten meine Geschichte an und schickte mich mit einem Rezept für Psyschopharmaka wieder nach hause. Ich beschloss die Tabletten nicht zu nehmen, sie konnten mir mein Kind nicht zurückbringen, also waren sie für mich überflüssig.

Im November flogen wir nach Florida, und langsam konnte ich wieder staunen.

Kurz vor unserem Urlaub in Bayern eben am 23.12.1993 war ich beim Frauenarzt. meine Regel war überfällig und ich dachte es läge am Gewichtsverlust.

Hier aber bekam ich den Mut zurückgegeben weiter zu leben.

Meine zweite Tochter kam im Sommer 1994 zur Welt im gleichen Krankenhaus wie die erste, aber bei einer  anderen Hebamme,  die mir nicht vom Stillen abriet, sondern gut zuredete es ja auch zu tun. Sie war der Meinung, dass eine Frau nichts besseres tun könne, als zu stillen, egal wie sie sich ernährte.

Melina wurde dann in ein anderes Krankenhaus überwiesen, um sie gründlichst zu untersuchn und an das Monitoring zu gewöhnen.

Mein Mann und ich bekamen eine Unterweisung in Sofortmassnahmen am Säugling und wurden in die richtige Handhabung beim Monitoring eingewiesen. dann begann mein neues Leben mit meiner zweiten Tochter und meinem Mann.

Es geschah nicht von heute auf morgen, nur ganz langsam. Immerzu hatte ich panische Angst, mein Kind würde nicht mehr atmen, nachts wurde ich wach und ging nachsehn, auch wenn der Monitor keinen Allarm schlug.  Aber es ging bergauf, ich freute mich an den winzigen  Zehen, untersuchte die kleinen Händchen und staunte über dieses Wunder, das ich nocheinmal erleben durfte.Ich schoss unzählige Fotos von dem, wie ich es sah, schönsten Baby der Welt, und war jeden Tag aufs neue begeistert von Ihren Fortschritten. Ich hatte immer Angst um die Kleine, war immer übervorsichtig und das wird sich auch niemals ganz legen; Und trotzdem versuche ich Sie zu einem eigenständigen Menschen zu erziehen,  der die Kraft und das Rückrat besitzt seinen Weg zu gehen.

So ist es bis heute geblieben, ich bin unsagbar glücklich über diese zweite Chance, meinem Leben einen Sinn zu geben, und bin unsagbar stolz auf mein Kind,         das jetzt in die dritte Klasse geht und sehr gute Noten hat. Sie kann sich einwandfrei benehmen, ist ein hübsches Kind, klug, aber nicht altklug, und war noch nie nennenswert krank. Jeden Tag entdecke ich nun wieder kleine Dinge,     die das Leben lebenswert machen und ich bin unserem lieben Gott, oder wer auch immer das sagen hat,  dort im Himmel, nicht mehr böse.

Er wird seinen Grund gehabt haben, mich so zu prüfen, ich habe meinen Frieden mit ihm, und werde so glaube ich fest, mein Kind irgentwann wiedersehn. Und bis dahin werde ich hier  mein bestes tun, meine Familie, und die anderen Menschen, die mir begegnen, so gut ich kann, glücklich zu machen, denn das einzige was bleibt, ist die Erinnerung an Die, Die uns wichtig sind.

Ich kann heute wider lachen, ich kann fröhlich sein und Freude bringen, Ich kann wieder leben, und dafür danke ich meinen Kindern, dem einen weil es mich die Liebe gelehrt hat und dem anderen, weil es mir das leben zurückgegeben hat.